Zeitstrahl
Die Anfänge
Schon vor dem ersten Weltkrieg wurde im Ortsteil Reute Fasnet gemacht.
Bilder aus dem Jahre 1911 bestätigen, daß man damals schon närrisch sein konnte.
Die Reutener fuhren damals mit ca. 30 geschmückten Wagen als Bauernhochzeit
über Pfingstweid nach Tettnang.
Man behauptet sogar es wäre der erste Fasnetsumzug gewesen. Organisiert wurde
der Festumzug von den Musikerfamilien Bauknecht und Büchelmaier aus Reute.
In den 20er und 30er Jahren wurden die Gerbertshauser Zigeuner sehr bekannt,
mehr noch berüchtigt. Sie plünderten die Höfe aus und schmausten mit der Beute
oft tagelang.
Die ersten Bälle
Zwischen dem ersten und zweiten Weltkrieg wurden in den Ortsteilen Kau,
Sibratshaus und Walchesreute vom Schützenverein Waldlust Kau Umzüge und
Bälle veranstaltet.
Nach dem Krieg
Im Januar 1948 wurden von der Freiwilligen Feuerwehr Kehlen beim „Leser“, im
„Löwen“ und im „Hirschen“ die ersten Bälle vor der Währungsreform abgehalten.
Damals, nach dem Kriege, wurde Most und Schnaps getrunken und zum Essen gab
es Kaminkäse und Backsteinkäse mit Brot.
Ein Jahr später hielt man den Ball im „Löwen“ in Buch ab. Eine Werbefahrt mit
einem geschmücktem Wagen sollte die Bevölkerung zu diesem zweiten Ball der
Freiwilligen Feuerwehr Kehlen einladen. Doch die Werbefahrer kehrten erst zurück, und zwar auf allen Vieren, als alle Gäste das Lokal bereits verlassen hatten.
Spritzengilde
Im Februar 1950 leitete erstmals ein Elferrat die Fasnet. In den Büttenreden wurden die Geschehnisse aus der Gemeinde und weiteren Heimat lebendig. Sie wurden jedes Mal mit Spannung erwartet. Die Büttenredner sagten freimütig ihre Meinung heraus und glossierten mit spritzigem Mutterwitz und sanftem, niemals verletzenden Humor, die lokalen Ereignisse.
Die Musikkapelle mit ihrem damaligen Dirigenten Albert Kühnle hielt die Besucher mit den neuesten Schlagern im Bann. So wurde Rumba und Samba getanzt bis in den Morgen.
Als erster Präsident fungierte Otto Wiegele, der von 1950 bis 1976 die Geschicke
der Zunft lenkte.
Otto Zehrer regierte als „Prinz Otto I“ zwei Jahre und trat später als Büttenredner auf. Der letzte Prinz war Franz Pfeiffer, alias „Prinz Franz I“ im Jahre 1964. Da die Zunft aus der Freiwilligen Feuerwehr entstanden war, erhielt sie den Namen „Spritzengilde“.
Die Attraktionen des Jahres 1950 waren der Zunftball, Weiberball und der Kehraus. Sie fanden in den immer überfüllten Räumen, des im ganzen Oberland bekannten
Baptist Krapf, in der Lochbrücke statt.
Die beiden Zünfte aus `Friedrichshafen und Tettnang hielten 1950 erstmals Einzug in unseren närrischen Räumen. Die Narrenzunft Seegockel aus Friedrichshafen
übernahm die Patenschaft für unsere Zunft.
Schussenbole
1958 entstand die erste Maske der Zunft, der Schussenbole, die von unserem Maskenschnitzer Josef Hasenmaile geschnitzt wurde. Im gleichen Jahr wurde die Spritzengilde in den Namen „Schussenbolezunft“ umgetauft.
Der Schussenbole, erzählt man sich, soll früher in der Schüssen gelebt und sich von
Fischen und Krebsen ernährt haben.
Gurkennarr
1959 wurde die Gurkenmaske aus der Taufe gehoben. Sie wurde urkundlich von der Patenzunft aus Friedrichshafen bestätigt. Die Gurken waren in flüheren Zeiten die erste Einnahme der Bauern. Jeder Bauer der Gemeinde hatte seinen Gurkenacker, der eine pflanzte dicke, der andere dünne Gurken an.
Aus dieser Tradition entstand der Gurkennarr.
Heilig Hölzle Geist
1962 kam die letzte Maske der Schussenbolezunft dazu, und zwar der Heilig Hölzle Geist. Dieser hat etwas Geheimnisvolles und Urwüchsiges an sich.
Auch dieser Gestalt liegt die Sagenwelt zugrunde. Der Volksmund besagt, dass im Waldstück zwischen Reute und Pfingstweid eine unbekannte Gestalt nachts umherirrte. Aus Furcht vor diesem Geist zogen die Anwohner von Reute gemeinsam los um diese Gestalt zu fangen, was ihnen jedoch niemals gelang.
Zunftmeister Charlie Wolf
1991 übernahm Charlie Wolf, der schon die Jahre vorher Obergurkennarr war, den Zunftmeisterstab. Er förderte die Jugend im Verein und unter ihm entstand eine Jugendgruppe, ein Kids- und ein Fratzenballett. Charlie Wolf veranstaltete als erster Zunftmeister 1995 zum 45. Jubiläum der Narrenzunft Schussenbole Kehlen einen Umzug in Kehlen.